Infos zum Projekt „Schule als Staat“
In Schulen finden regelmäßig Projektwochen statt. Dabei stellt sich jedes Mal aufs Neue die Frage, welche Projekte angeboten und umgesetzt werden sollen. Ein sehr spannendes Schulprojekt dabei ist die “Schule als Staat”. Doch obwohl es dieses Projekt schon seit mehreren Jahren gibt, haben viele Schulen bisher nur wenig oder noch gar nichts davon gehört. Also wird es Zeit, das zu ändern. Hier sind Infos zum Projekt “Schule als Staat“!
Inhalt
Was steckt hinter dem Projekt “Schule als Staat”?
Bei der “Schule als Staat” oder kurz SaS handelt es sich um ein Projekt, bei dem sich die ganze Schule für einen bestimmten Zeitraum in einen Staat verwandelt. Die Bürger dieses Staates sind die Schüler und die Lehrer.
In der Vorbereitung auf das Projekt werden alle Rahmenbedingungen festgelegt. Wie soll der Staat heißen? Welche Staatsform soll es sein? Welche Währung hat der Staat? Sind alle wichtigen Fragen geklärt, kann das Projekt starten. Dabei gliedert sich die Durchführung in zwei Phasen.
Ein wesentlicher Punkt bei dem ganzen Projekt ist die Staatsform. Meist wird hier die Demokratie gewählt. Allerdings ist das keine Pflicht. Vor allem wenn das Projekt mehrfach durchgeführt wird, kann es sehr sinnvoll sein, verschiedene Staatsformen durchzuspielen. Auf diese Weise zeigt sich nämlich sehr deutlich, was es bedeutet, nicht in einer Demokratie, sondern zum Beispiel in einer Diktatur zu leben.
Um die Projektidee zu veranschaulichen, beschreiben wir die Durchführung des Projekts aber am Beispiel der Demokratie.
Phase 1: den Staat bilden
Vom Grundprinzip her ist ein Staat mit einem Puzzle vergleichbar. Dabei müssen zuerst die einzelnen Puzzleteilchen angefertigt werden, damit sie anschließend zum Bild zusammengesetzt werden können.
Übertragen auf das Projekt SaS heißt das, dass die Bevölkerung – also die Schüler und die Lehrer – zunächst die Bestandteile erschaffen müssen, aus denen sich ein Staat zusammensetzt. Das wiederum muss in den verschiedenen Bereichen geschehen, die in einem Staat so vorkommen.
Einer dieser Bereiche ist die Politik. Hier gibt es eine Grundlage, auf die alles andere aufbaut. Das ist die Verfassung, die im Fall einer Demokratie natürlich eine demokratische Verfassung ist. Die Kernelemente einer gelebten Demokratie sind Parteien, die sich unabhängig voneinander aus eigenem Antrieb und auf freiwilliger Basis gründen.
Die Parteien bilden dann auch das gewählte Parlament, zu dem die Minister und das Staatsoberhaupt dazugehören. Damit der Staatsbetrieb funktionieren kann, muss es zum einen Beamte geben. Zum anderen sind staatliche, regionale und kommunale Einrichtungen notwendig. Sie umfassen die Zentralbank, Ämter und Behörden, aber auch Institutionen wie die Stadtwerke oder die Müllabfuhr.
Ein anderer Bereich ist die Wirtschaft. Zu den Grundlagen hier gehört eine eigene Währung. Die Verwaltung der Währung übernimmt die Zentralbank. Da es in einer Demokratie eine freie Marktwirtschaft gibt, müssen Unternehmen und Firmen gegründet werden. Das können Produzenten von verschiedenen Gegenständen, Geschäfte, Versicherungen, Restaurants und allerlei andere Betriebe sein.
Und schließlich gibt es noch den Bereich Gesellschaft. Er umfasst grundlegende Institutionen wie die Polizei, Gerichte, Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten. Dazu kommt die Presse, die einer demokratischen Gesellschaft sehr wichtig ist und eine Zeitung, Radio und Fernsehen beinhalten sollte.
Damit die Kultur und die Freizeit nicht zu kurz kommen, sollte es außerdem ein Museum, ein Theater oder Kino, ein Konzerthaus und den einen oder anderen Sportverein geben.
Phase 2: den Staat leben
Sind alle Elemente vorhanden, kann der Staat zum Leben erweckt werden. Dabei gilt beim Projekt SaS das Prinzip, dass die Schüler und die Lehrer gleichberechtigt sind.
Deshalb ist gut möglich, dass ein Schüler das Staatsoberhaupt ist, einen wichtigen Ministerposten bekleidet oder als Chef eine große Firma leitet, während ein Lehrer nur ein einfacher Arbeiter ist.
Wird eine andere Staatsform als die Demokratie gewählt, kann das Gleichheitsgebot entfallen. Handelt es sich beispielsweise um eine Diktatur, sollten die Lehrer am besten die Staatsform vertreten und die ranghohen Aufgaben übernehmen. Denn so wird deutlicher, was passiert, wenn die Grundpfeiler der Demokratie fehlen.
Rund um einen Staat gibt es immer auch ein Ausland. Beim Projekt „Staat als Schule“ zählt alles zum Ausland, was sich außerhalb des Schulgeländes befindet. Dabei kann die Schule selbst entscheiden, wie sich ihr Staat gegenüber dem Ausland verhält.
Dürfen alle Ausländer den Staat besuchen, gibt es Grenzkontrollen oder ist ein Visum notwendig? Werden Waren im- und exportiert und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Dürfen die eigenen Bürger beliebig ein- und ausreisen oder sind dafür Anträge notwendig?
Was bringt das Projekt „Schule als Staat“?
Das Projekt SaS ermöglicht den Schülern, hautnah mitzuerleben, wie ein Staat funktioniert, wie die einzelnen Bereiche ineinandergreifen und warum es viele verschiedene Einrichtungen geben muss. Sie lernen die Vorzüge und die Schattenseiten einer Staatsform kennen und stellen selbst fest, wann wo Probleme auftauchen.
An Schulen, die das Projekt SaS bereits durchgeführt haben, berichten die Schüler, dass sie in dieser einen Projektwoche mehr über den Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft gelernt haben, als in mehreren Schuljahren Gemeinschaftskunde.
Letztlich vermittelt das Projekt SaS politische, gesellschaftliche und soziale Kompetenzen. Die Schüler lernen, dass gemeinschaftliches Handeln eher zum Ziel führt und dass es sich lohnt, sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Zusätzlich dazu ist das Projekt ein effektives Training für strukturiertes Planen und Vorgehen.
Gibt es Beispiele als Anregung?
Zugegeben, das Projekt „Schule als Staat“ ist mit einem recht hohen Aufwand verbunden. Etwas einfacher wird es, wenn sich die Schule an Beispielen orientiert.
Im Internet gibt es sehr viele Berichte von Schulen, die das Projekt SaS bereits erfolgreich durchgeführt haben, so zum Beispiel das Droste-Hülshoff-Gymnasium in Meersburg, das Anno Gymnasium in Siegburg oder das Schönbuch-Gymnasium in Holzgerlingen.
Eine andere Möglichkeit wäre, das Projekt etwas kleiner aufzuziehen, zum Beispiel als „Schule als Stadt“ oder „Schule als Firma“. Auch das kann den Schülern wertvolle und hilfreiche Einblicke bieten.
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