Was ist das Wasserfall-Modell? Teil 1

Was ist das Wasserfall-Modell? Teil 1

Jeder, der sich näher mit Projekten befasst, hat vermutlich schon einmal vom Wasserfall-Modell gehört. Schließlich gilt dieses Modell als Inbegriff vom klassischen Projektmanagement. Doch was hat es mit dem Wasserfall-Modell auf sich? Wie ist es entstanden? Was sind seine Merkmale? Und für welche Projekte eignet es sich? In einem zweiteiligen Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen rund ums Wasserfall-Modell!

Was ist das Wasserfall-Modell Teil 1

Was ist das Wasserfall-Modell?

Beim Wasserfall-Modell handelt es sich um ein lineares Vorgehensmodell, das ursprünglich aus der Software-Entwicklung stammt. Es gliedert sich in vorher definierte Projektphasen, die nacheinander durchlaufen werden.

Ähnlich wie ein Wasserfall fließt das Projekt dabei von Phase zu Phase, Sprünge zurück zu einer vorhergehenden Phase sind nicht vorgesehen. Weil die einzelnen Projektphasen aufeinander folgen, wird das Modell auch grafisch oft wie ein Wasserfall oder eine Treppe dargestellt.

Zu den typischen Merkmalen eines Projekts, das nach dem Wasserfall-Modell geplant ist und durchgeführt wird, gehören folgende:

  • Das Projekt verläuft geradlinig in eine Richtung.

  • Das Projekt setzt sich aus klar und verbindlich definierten Phasen zusammen, die jeweils nur einmal durchlaufen werden.

  • Ist eine Phase abgeschlossen, beginnt direkt die nächste. Überlappungen zwischen den Projektphasen gibt es nicht.

  • Jede Phase endet mit einem Meilenstein, wobei auch die Zwischenergebnisse vorher festgelegt werden.

  • Die Ergebnisse der vorhergehenden Phase bilden die Grundlage für die nächste Phase. Die Projektphasen bauen also aufeinander auf.

  • Meistens stehen der Startzeitpunkt und der Endtermin des Projekts fest.

Das ursprüngliche Wasserfall-Modell wurde zwar für die Software-Entwicklung konzipiert. Inzwischen wird der Begriff aber deutlich breiter verwendet. Vor allem seit dem Aufschwung des agilen Projektmanagements steht das Wasserfall-Modell oft als Synonym für ein traditionelles Projektmanagement.

Im englischsprachigen Umfeld bezeichnet der Begriff Waterfall alle nicht-agilen Ansätze, obwohl es neben dem Wasserfall-Modell noch eine ganze Reihe weiterer klassischer Vorgehensmodelle gibt.

Wie ist das Wasserfall-Modell entstanden?

Das Wasserfall-Modell wird meist dem US-amerikanischen Informatiker Dr. Winston W. Royce zugeschrieben. 1970 veröffentlichte er den Artikel „Managing the development of large software systems“ und stellte darin einen typischen Wasserfall grafisch dar.

Dieser Aufsatz gilt zwar als Basis für das Wasserfall-Modell. Royce selbst sprach aber nirgends von einem Wasserfall. Stattdessen beschrieb er die Schwachstellen und Risiken eines linearen Ansatzes und zeigte Möglichkeiten auf, wie ein iterativer Ansatz die Qualität von Software erhöhen kann.

Wie es zum Namen Wasserfall-Modell gekommen ist und wer den Begriff geprägt hat, ist nicht ganz klar. Jedenfalls tauchte er in einem Aufsatz von 1976 auf und wird dort mit Bezug auf Royce genannt.

Heute wird das Wasserfall-Modell oft als Gegenstück zu agilen Ansätzen dargestellt. Es wird argumentiert, dass das streng lineare und sequenzielle Wasserfall-Modell das Musterbeispiel für das klassische Projektmanagement sei. Gleichzeitig werden die Nachteile des Modells pauschal auf das traditionelle Projektmanagement übertragen.

Diese Sichtweise greift aber aus zwei Gründen zu kurz. Der erste Grund ist, dass Royce selbst den praktischen Nutzen einschränkte und iterative Ansätze vorschlug. Gleiches gilt ebenso für viele andere Quellen.

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Der andere Grund zeigt sich durch einen Blick auf die Praxis im traditionellen Projektmanagement. Hier kommen sehr oft Projektphasen vor, die sich überlappen. Genauso werden komplexe Entwicklungsprojekte regelmäßig in verschiedene Abschnitte unterteilt.

Jeder dieser Abschnitte folgt zwar für sich genommen dem Wasserfall, doch das Projekt im Ganzen hat einen iterativen Ansatz. Und selbst Projekte, die eigentlich nach dem Wasserfall-Modell konzipiert sind, werden erstaunlicherweise den strengen Kriterien, die die Definition vorgibt, nicht gerecht.

Welche Phasen hat das Wasserfall-Modell?

Die typischen Phasen beim Wasserfall-Modell leiten sich aus der Software-Entwicklung ab. Je nachdem, wie komplex die Software ist, die entwickelt werden soll, umfasst das Modell fünf bis sieben Phasen.

Am häufigsten ist eine Einteilung in diese fünf Phasen:

  1. Analyse der Anforderungen: Je präziser die Anforderungen festgelegt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für den Projekterfolg. In dieser Phase geht es im Wesentlichen um die Frage, was entwickelt werden soll.

  2. Entwurf: In der nächsten Phase teilt das Projektteam die Anforderungen in Arbeitsschritte ein. Die Phase klärt somit die Frage, wie die Anforderungen umgesetzt werden.

  3. Implementierung: Die dritte Phase befasst sich mit der praktischen Umsetzung. Auf Basis der Einteilung aus der zweiten Phase werden die Schritte abgearbeitet und ein funktionierendes Produkt entsteht.

  4. Test: Nun folgt die Überprüfung. Alle Projektbeteiligten ermitteln, ob das Produkt den definierten Anforderungen gerecht wird.

  5. Inbetriebnahme: Waren die Tests erfolgreich, geht das Produkt an den Start. Außerdem wird es im weiteren Verlauf regelmäßig gewartet und Fehler, die auftreten, werden behoben.

Das beschriebene Standard-Modell wird auch außerhalb von Software-Projekten eingesetzt. Allerdings gestalten sich die einzelnen Phasen dann mitunter etwas anders und der streng aneinandergereihte Ansatz wird oft gelockert.

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Karsten Peters, - Inhaber einer Medienagentur, Andrea Kumpak, - Projektmanagerin, David Tarmstedt, - Projektleiter und Tarek Mokcic, Consultant Projektmanagement, sowie Ferya & Christian Gülcan, Gründer, Unternehmer und auch Inhaber von 2 Medien- & Marketing-Agenturen mit fortlaufender Projektleitung intern & extern (Kunden), Redakteure und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zu Projektarbeiten, Berufen, Planungen, Projektmanagement, Weiterbildung und Entwicklung.

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