Die Stacey-Matrix zur Entscheidungsfindung, 1. Teil

Die Stacey-Matrix zur Entscheidungsfindung, 1. Teil

Wasserfall, Lean, Scrum, Kanban: Für das Projektmanagement gibt es viele verschiedene Ansätze. Doch welche Methode eignet sich am besten für das aktuelle Projekt? Zwar lässt sich diese Frage nicht immer eindeutig beantworten. Aber mit der Stacey-Matrix steht ein Hilfsmittel bereit, das zur Entscheidungsfindung eingesetzt werden kann.

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Die Stacey-Matrix zur Entscheidungsfindung, 1. Teil

Was hat es mit der Stacey-Matrix auf sich?

Die Stacey-Matrix geht auf den britischen Organisationstheoretiker und Professor für Management Ralph Douglas Stacey zurück. Ausgangspunkt seiner Überlegungen waren die Fragen:

  • Welche Faktoren tragen dazu bei, dass Organisationen komplex sind?

  • Wie ist es am besten möglich, Entscheidungen in unsicheren Situationen zu treffen?

  • Welche Strategien können für Entscheidungen angewendet werden, wenn die Situationen unterschiedlich komplex sind?

Als Stacey seine Matrix entwickelte, ging es also gar nicht darum, das am besten geeignete Projektmanagement-Modell auszuwählen. Stattdessen befasste er sich im Allgemeinen mit der Entscheidungsfindung in komplexen Situationen in Unternehmen.

Dass die Methode heute als Hilfsmittel im Zusammenhang mit Projekten angewendet wird, ist zwar üblich, stößt aber regelmäßig auch auf Kritik.

Die Original-Matrix von Stacey

Bevor wir uns mit der Variante befassen, die auf das Projektmanagement ausgerichtet ist, schauen wir uns zuerst die ursprüngliche Form der Stacey-Matrix an. Sie kümmert sich grundsätzlich darum, wie Entscheidungen in komplexen Situationen getroffen werden können.

Dabei gibt es zwei Dimensionen, die bei Herausforderungen oder Problemen zum Tragen kommen:

  1. Certainty: Bei dieser Dimension geht es um Sicherheit oder Gewissheit. Die Kernfrage ist, wie sicher sich die Beteiligten mit Blick auf das Vorgehen oder die Entscheidung sind.
  2. Agreement: Diese Dimension klärt die Übereinstimmung. Wie einig sind sich die Beteiligten bei den Entscheidungen?

Sind die Fragen beantwortet, können die Ergebnisse in der Matrix festgehalten werden.

Zum besseren Verständnis ein Beispiel: Ein Unternehmen, das bisher nur im B2B-Bereich tätig war, will künftig auch Privatkunden ansprechen. Das Management ist sich sicher, dass dieser Schritt richtig und notwendig ist. Die Sicherheit über den Sinn des Vorhabens ist also hoch (Close to certainty).

Doch für die Umsetzung des Vorhabens gibt es viele Ideen. Die Ansätze reichen von einer Online-Kampagne über eine eigens beauftragte Agentur bis hin zur Gründung einer Tochterfirma. Jeder Ansatz hat Befürworter und Kritiker, die jeweils gute Argumente anführen.

Einigkeit besteht aber nur in wenigen Punkten. Folglich muss in der Matrix eine geringe Übereinstimmung vermerkt werden (Far from agreement).

Im nächsten Schritt werden aus den Einträgen Konsequenzen abgeleitet. Stacey definiert dazu in der Matrix fünf Bereiche, die unterschiedlich komplex sind und dementsprechend verschiedene Strategien erfordern:

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[Stacey Matrix]

Stacey-Matrix

  1. Close to agreement, Close to certainty

Wenn sich alle Beteiligten einig sind und mit Blick auf das Vorgehen und die Ergebnisse eine hohe Sicherheit besteht, fällt es nicht schwer, Entscheidungen zu treffen.

Denn dafür können Erkenntnisse aus der Vergangenheit herangezogen und auf die Zukunft angewendet werden. Die Abläufe müssen dann nur noch überwacht werden. Das Ziel ist letztlich, das zu wiederholen, was sich bewährt hat und funktioniert.

  1. Far from agreement, Close to certainty

Besteht zwar Sicherheit über das Vorgehen und die Ergebnisse, gibt es aber wenig Übereinstimmungen, müssen für Entscheidungen Kompromisse gefunden und Lösungen ausgehandelt werden. In solchen Fällen fallen Entscheidung oft auf politischer Ebene.

  1. Close to agreement, Far from certainty

Wenn Einigkeit herrscht, aber das Vorgehen und die Ergebnisse nicht klar sind, führen detaillierte Pläne nicht ans Ziel. Stattdessen braucht es eine starke Vision, auf die gemeinsam und meist in kleinen Schritten hingearbeitet wird.

Der Grundgedanke ist, einen bestimmten Zustand oder ein gewisses Ziel erreichen zu wollen, ohne im Vorfeld genau zu wissen, wie die Schritte dorthin aussehen werden.

  1. Complexity

Den meisten Raum in der Stacey-Matrix nimmt die Complexity ein. Diese Zone gekennzeichnet sich dadurch, dass wenig Sicherheit und geringe Übereinstimmung zusammenkommen.

Vor allem die Unsicherheit begünstigt unglückliche oder falsche Entscheidungen. Um das zu verhindern, braucht es Kreativität, Innovation, Intuition und schnelle Reaktionen auf Veränderungen.

  1. Anarchy

Sind sowohl die Unsicherheit als auch die Uneinigkeit stark ausgeprägt, wird sich keine Lösung finden. Genaue Pläne, Visionen, Kompromisse oder Verhandlungen werden nicht dabei helfen, zu Entscheidungen zu kommen. Die einzig sinnvolle Strategie ist deshalb, diesen Bereich der Matrix zu vermeiden.

Die Stacey-Matrix wurde ursprünglich als ein Hilfsmittel für die allgemeine Entscheidungsfindung in verschiedenen Situationen entwickelt. In jüngerer Vergangenheit machten sich aber vor allem die agilen Methoden die Matrix zu eigen und deuteten die Bereiche entsprechend um.

Wie die abgewandelte Stacey-Matrix zur Wahl eines Projektmanagement-Ansatzes aussieht und welche Kritikpunkte es bei der Anwendung in dieser Form gibt, schauen wir uns im 2. Teil an.

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Karsten Peters, - Inhaber einer Medienagentur, Andrea Kumpak, - Projektmanagerin, David Tarmstedt, - Projektleiter und Tarek Mokcic, Consultant Projektmanagement, sowie Ferya & Christian Gülcan, Gründer, Unternehmer und auch Inhaber von 2 Medien- & Marketing-Agenturen mit fortlaufender Projektleitung intern & extern (Kunden), Redakteure und Betreiber dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zu Projektarbeiten, Berufen, Planungen, Projektmanagement, Weiterbildung und Entwicklung.

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