Iteratives und inkrementelles Arbeiten in Projekten, 1. Teil
Wer schon einmal einen Umzug geplant, ein Zimmer neu gestaltet oder an einem Kochrezept gefeilt hat, ist wahrscheinlich ganz intuitiv iterativ oder inkrementell vorgegangen. Obwohl die Begriffe kompliziert klingen, sind sie absolut alltagstauglich. Denn die Vorgehensweise dahinter besteht darin, eine große Aufgabe in mehrere kleine Schritte aufzuteilen, um sich so Stück für Stück dem Ziel zu nähern.
In Projekten hilft das iterative und inkrementelle Arbeiten dabei, flexibel zu bleiben, zeitnah Ergebnisse zu erzielen und sich stetig zu verbessern.
Warum das so ist, wie das Ganze funktioniert und wieso diese Arbeitsweise im agilen Projektmanagement unverzichtbar ist, erklären wir in einem zweiteiligen Beitrag!:
Inhalt
Iteratives und inkrementelles Arbeiten im Überblick
Angenommen, wir haben vor, unsere Küche umzugestalten. Sie soll gut aussehen, funktional sein, alle notwendigen Geräte enthalten, genug Stauraum bieten und einen Sitzbereich haben.
- Gehen wir iterativ vor, überarbeiten wir mehrfach die ganze Küche. Vielleicht beginnen wir mit einer groben Skizze, legen Kartons als Platzhalter für die Küchenmöbel aus und überprüfen, wie praktisch und stimmig die Anordnung ist. Stellen wir fest, dass ein Schrank ungünstig steht, ordnen wir ihn woanders an. Als Nächstes testen wir, wo die Essecke am besten zur Geltung kommt. Auf diese Weise optimieren wir immer weiter, bis wir mit dem Gesamtbild zufrieden sind.
- Gehen wir inkrementell vor, schaffen wir einen nutzbaren Teilbereich. Wir stellen zum Beispiel den Teil der Küchenzeile auf, der den Herd und die Spüle enthält. Auch wenn die ganze Küche damit noch lange nicht fertig ist, erfüllt zumindest schon dieser Teil seinen Zweck und wir können ihn nutzen.
Bei der inkrementellen Vorgehensweise sorgen wir also in kleinen Teilschritten für funktionale und nutzbare Ergebnisse. Diese Ergebnisse sind die sogenannten Inkremente.
Im Unterschied dazu arbeiten wir beim iterativen Ansatz am Gesamtbild, das wir nach und nach optimieren, indem wir die neuen Erkenntnisse einfließen lassen. Vor allem in agilen Projekten ergänzen sich beide Methoden optimal.
Denn in agilen Projekten ist wichtig, einerseits zeitnah Ergebnisse zu liefern und andererseits flexibel auf Feedback zu reagieren.
Das iterative Arbeiten
Im iterativen Prozess ist der erste Entwurf nie perfekt und das ist genau so auch gewollt. Statt viel Arbeit und Zeit in einen detaillierten Plan zu stecken, von dem niemand weiß, ob er am Ende überhaupt funktioniert, basiert der Ansatz darauf, eine Idee zeitnah zu testen und dann fortlaufend anzupassen.
Auf diese Weise fließen echte Erkenntnisse ein, durch die wir uns Schritt für Schritt einem optimalen Ergebnis nähern.
Ein Beispiel:
Ein Unternehmen möchte einen neuen Onlineshop auf den Weg bringen. Das Projektteam erarbeitet kein Konzept, in dem die Designs, alle Seiten, die ganzen Inhalte und sämtliche Funktionen festgelegt sind, sondern arbeitet agil.
Im ersten Schritt legt das Projektteam der Geschäftsleitung nur das geplante Farbkonzept und einen ersten Entwurf für die Warenkorbseite vor.
Das Feedback auf diese Vorschläge nutzt das Projektteam dann, um im nächsten Schritt am Design zu feilen und es auf weitere Seiten zu übertragen.
Die Merkmale des iterativen Arbeitens
Der erste Anlauf ist nie perfekt und das muss er auch gar nicht sein. Fehler gehören dazu und bieten die Chance, daraus zu lernen und auf dieser Basis Verbesserungen vorzunehmen.
Die einzelnen Schritte wiederholen sich. Dabei führt jede Runde (Iteration) zu einer Verbesserung. Statt alles von Anfang an richtig machen zu müssen, erfolgen die Optimierungen also nach und nach.
Es werden regelmäßig Rückmeldungen vom Projektteam, der Geschäftsleitung, Kunden oder Nutzern eingeholt. Dieses Feedback fließt unmittelbar in die nächsten Schritte ein.
Änderungen sind jederzeit möglich und gehören zum iterativen Prozess dazu.
Der Weg zur Umsetzung ist kurz. Es gibt keine aufwändigen Pläne. Der Ausgangspunkt ist eine grobe Idee, eine Skizze oder ein Prototyp, und von hier aus arbeiten wir uns aktiv vorwärts.
Auf den Punkt gebracht
Iteratives Arbeiten bedeutet, mit einer Idee zu beginnen, aus Fehlern zu lernen und sich in kleinen Schritten, auf Basis von Feedback und durch Anpassungen dem Ziel zu nähern.
Dabei baut jede neue Runde (Iteration) auf den Erkenntnissen der vorhergehenden Runde auf, bis schließlich das optimale Ergebnis erreicht ist.
Das inkrementelle Arbeiten
Im inkrementellen Prozess erfolgt die Fertigstellung nicht auf einmal, sondern in Etappen. Der große Vorteil dabei ist, dass zeitnah Ergebnisse vorliegen, die funktionieren und genutzt werden können, selbst wenn es bis zum Abschluss des Gesamtprojekts noch eine Weile dauert.
Ein Beispiel:
Das Projektteam erstellt eine neue App. Dabei programmiert und veröffentlicht es zunächst eine Basisversion, die die wesentlichen Grundfunktionen bietet.
Nutzer können diese Version schon verwenden, während das Projektteam an weiteren Funktionen arbeitet und diese in späteren Teilschritten hinzufügt.
Die Merkmale des inkrementellen Arbeitens
Jeder Teilschritt (Inkrement) bringt ein funktionierendes und nutzbares Ergebnis mit sich. Auf diese Weise entwickelt sich fortlaufend ein Mehrwert, obwohl das Gesamtziel noch ein Stück entfernt ist.
Ein großes Projekt wird in kleinere Teile zerlegt. Weil diese nacheinander abgearbeitet werden, bleiben die einzelnen Etappen überschaubar und machbar.
Jeder Schritt führt zu einem sichtbaren Ergebnis und zeigt den Fortschritt auf. Diese Erfolge sorgen dafür, dass die Motivation erhalten bleibt.
Weil jedes Teilergebnis getestet wird, können rechtzeitig notwendige Anpassungen vorgenommen werden. Dadurch sinkt die Gefahr, dass sich große Fehler einschleichen.
Auf den Punkt gebracht
Inkrementelles Arbeiten heißt, dass eine große Aufgabe in kleine, überschaubare Schritte aufgeteilt wird, die nacheinander abgearbeitet werden. Dabei liefert jedes Inkrement schon ein nutzbares Teilergebnis, das zum Gesamtziel beiträgt.
Gleichzeitig sind früh Ergebnisse mit Mehrwert vorhanden und durch die Vorgehensweise Schritt für Schritt sind jederzeit Änderungen möglich, wodurch die Risiken für Fehler sinken.
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Thema: Iteratives und inkrementelles Arbeiten in Projekten, 1. Teil
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